Entnommen aus der Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum: Die friedliche Stille einer dünn besiedelten und ausschließlich landwirtschaftlich genutzten Region liegt über Wiescherhöfen-Weetfeld. Immer mehr Land wird in der Selmiger Heide verkauft und allmählich besiedelt. Unweit des neueröffneten Bahnhofes sitzen im Lokal Refus am 18. März 1899 dreißig Männer zusammen, um aus Freude am Singen einen Männerchor zu gründen. Erster Vorsitzender wird der Lehrer Ferdinand Wesemann. 1919 werden nach dem 1. Weltkrieg die Gesangstunden wieder aufgenommen. Die Vorsitzenden wechseln ebenso wie die Dirigenten. Man übt für öffentliche Veranstaltungen wie Kirchbaufeste und Einweihung der Ehrenmale in Wiescherhöfen und Weetfeld.
Die ersten Jahrzehnte
Im neu errichteten Saale des Hauses Refus kann der Verein im Jahr 1924 zusammen mit neun geladenen Jubelchören sein 25-jähriges Bestehen festlich begehen. Die Sänger halten treu zusammen und gestalten verschiedene Heimat- und Volksliederabende. Ein Schubertkonzert im Jahr 1928 wird in de Chronik besonders erwähnt. Sängerfahrten zum Rhein und ins Bergische Land bleiben in vielen in Erinnerung. In den dreißiger Jahren muss sich der Verein an politischen Veranstaltungen beteiligen und wird immer mehr kontrolliert und gemaßregelt. Auf einmal muss man Lieder des kämpferischen Mannestums und des soldatischen Geistes singen.
Neuaufbau nach dem Krieg
Nach dem Krieg: Jahrelang war es stumm geblieben, die Gaststätte zerstört, das Notenmaterial vernichtet, viele Lücken in den Reihen der Sänger. Februar 1948: Ein Neuanfang wird gemacht. Zum Ende des Jahres zählt der Verein schon wieder 90 Mitglieder. Alle Proben konzentrieren sich auf das 50-jährige Jubiläum des Gesangvereins. Im Jahr 1951 wird der junge Horst Bender neuer Chorleiter. Er wird diese Tätigkeit mit viel Engagement und Leidenschaft ganze vierzig Jahre ausüben. Die Winterfeste zu Beginn eines jeden Jahres im vollbesetzten Saal Refus sind in der Gemeinde und weit darüber hinaus sehr beliebt. Mit vier über das Jahr verteilte Veranstaltungen begeht der MGV im Jahr 1974 sein 75-jähriges Bestehen. Dies ist auch das letzte Jahr "bei Refus". Seit Gründung des Chores war Refus Übungslokal und Heimstätte der Harmonie. Auf Geheiß des Ordnungsamtes darf der Saal jedoch nicht mehr für Veranstaltungen genutzt werden. Man beschließt, in den Saal Bürger umzuziehen. Der Saal muss jedoch erst - mit viel Unterstützung durch die Arbeitsgemeinschaft der örtlichen Verein - in Selbsthilfe hergerichtet werden.
Was macht eine Frau im Männergesangverein?
Nach 40 jähriger Chorarbeit von Horst Bender geht er in den Ruhestand und übergibt 1992 den Stab an seine Nachfolgerin. Zum ersten Mal in der langen Vereinsgeschichte des MGV Harmonie gibt eine Frau den Ton an. Brigitte Kockelke übernimmt im die musikalische Leitung des Chores und stellt im gleichen Jahr ihr Können mit einem erfolgreichen Konzert unter Beweis. Ein neues Probenkonzept mit intensiven Stimm- und Atemübungen leiteten fortan die Übungsstunden ein. Der Übergang war in der Anfangsphase für viele Sänger nicht leicht, aber man raufte sich doch recht schnell zusammen. Über 25 Jahre sollte Brigitte Kockelke die musikalische Leitung des MGV am Ende übernehmen. Unter Ihrer Leitung wurde die Harmonie sogar ein "Leistungschor". Im Herbst 2017 wird unsere "Biggi" mit einem Konzert verabschiedet. Der MGV bietet in der Aula der Konrad-Adenauer-Realschule einen Rückblick auf die Lieder unserer gemeinsamen Zeit. Im Publikum: Unser Ehrenchorleiter Horst Bender! Wir haben an diesem Abend die Ehre, auf 65 Jahre lebendige Chorgeschichte blicken zu dürfen.
